Zweiseitige Bewertungssysteme: Theoretisch perfekt …
Stellen Sie sich vor, Sie kommen mit Ihrer Familie in Barcelona an und suchen eine Urlaubsunterkunft über Airbnb statt in einem traditionellen Hotel. Vermutlich überlegen Sie, wie Sie sicher sein können, dass das angepriesene Apartment hält, was es auf der Webseite verspricht. Oder angenommen, Sie sind ein Uber-Fahrer, der sich darauf vorbereitet, seine tägliche Fahrerschicht zu beginnen. Sie fragen sich vielleicht: „Wie kann ich sicher sein, dass die Fahrgäste, die ich heute mitnehme, sauber und respektvoll sein werden?“ In einer Welt ohne wechselseitige Reputations- bzw. Bewertungssysteme gäbe es keine Möglichkeit, zu garantieren, dass „Sharing Economy“-Transaktionen wie die oben beschriebenen reibungslos ablaufen. Sobald jedoch ein bilaterales Bewertungssystem existiert, liegt es sowohl im Interesse von Käufern als auch von Verkäufern, ein guter Transaktionspartner zu sein. Niemand will eine schlechte Bewertung erhalten, die sich negativ auf die zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten der Plattform auswirken könnte. Käufern und Verkäufern helfen die Informationen, auf der Grundlage vergangener Bewertungen fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, mit wem sie ins Geschäft kommen wollen. Die Informationen aus den Bewertungen werden aber nicht nur von den Marktteilnehmern, sondern auch von den Plattformen selbst genutzt. Sie ermöglichen es den Plattformbetreibern, Teilnehmer, bei denen Probleme auftreten, zu identifizieren und sie zu unterstützen oder im schlimmsten Fall von der Plattform zu entfernen. Es ist kein Zufall, dass viele der erfolgreichsten Plattformen wie Airbnb, Uber oder Upwork zweiseitige Reputationssysteme entwickelt haben.
… aber in der Praxis ziemlich kompliziert
Was wie ein Wundermittel erscheint, das viele der Probleme löst, die den Managern von Online-Marktplätzen schlaflose Nächte bescheren, ist in der Realität leider nicht so einfach implementierbar. Zweiseitige Bewertungssysteme können aufgrund von Faktoren wie Reziprozität und Vergeltung, strategischem Bewerten und „Reputation Inflation“ (einer Tendenz zur Bestbewertung) Mängel aufweisen. Diese Mängel führen dazu, dass die auf der Plattform gesammelten Bewertungen von den tatsächlichen Erfahrungen der Marktplatzteilnehmer abweichen. Wenn dies der Fall ist, sind zweiseitige Reputationssysteme weniger wirksam im Kampf gegen Fehlverhalten oder schwarze Schafe, was sowohl für Käufer als auch Verkäufer Nachteile bringt.