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Das Wesen der digitalen Transformation: Worauf wir uns einstellen müssen
Digitale Transformation passiert überall, und kein Lebensbereich scheint ausgeklammert. Im Kern geht es um die immer intensivere Nutzung von Computertechnologien und Internet, um Wertschöpfungsprozesse laufend effizienter und effektiver zu gestalten. Im weiteren Sinn bezieht sich digitale Transformation aber auch auf die Veränderungen, die die neuen Technologien insgesamt betreffen: wie Menschen und Organisationen funktionieren, interagieren und sich konfigurieren und wie zusätzlicher Wohlstand entsteht. Inzwischen ist es ziemlich offensichtlich, dass die digitale Transformation massive, nachhaltige, ja sogar revolutionäre Auswirkungen hat – nicht nur auf unser ökonomisches System und auf Wirtschaftstreibende, sondern vermehrt auch auf das Leben jedes Einzelnen und unsere Gesellschaft insgesamt:
Die Transaktionskosten sinken. Alle ökonomischen Systeme und Marktinteraktionen verursachen Kosten für Informationsaustausch, Koordination, die Durchsetzung von Ansprüchen und Ähnliches. Weil die Digitalisierung diese Kosten senkt, entsteht Nutzen: Je mehr Austausch stattfindet, desto größer sind die möglichen Vorteile. Leichter zugängliche Informationen reduzieren außerdem den Informationsnachteil einzelner Marktteilnehmer und sorgen für flüssigere Märkte und neue Wettbewerbskonstellationen.
Die Art des Informationsaustauschs ändert sich massiv. Während Beziehungen bislang hauptsächlich unilateral oder bilateral waren, werden wir uns stärker in Richtung eines Netzwerk-basierten Austauschs bewegen. Konsumenten und andere Marktteilnehmer werden in vielfältige Netzwerke involviert sein, die unkompliziert entstehen, expandieren und dann wieder verschwinden. Folglich wird die Vernetzung in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systemen exponentiell wachsen.
Es entstehen riesige Datenmengen. Die laufend steigende Rechenleistung und die breite Streuung der Rechenkapazitäten führen zu sogenannten Big Data. Cisco Systems schätzen den Internetverkehr im Jahr 2016 ein Volumen auf etwa 1 Zettabyte (1x1021 Bytes). Die Information, die sämtliche Bücher auf der ganzen Welt einschließt, liegt im Vergleich dazu bei 480 Terabytes (5x1014 Bytes), und ein Transskript aller jemals von Menschen gesprochenen Wörter würde ca. 5 Exabytes (5x1018 Bytes) umfassen, wie eine Forschungsarbeit der UC Berkeley School of Information aus dem Jahr 2003 ausführt. Im digitalen Umfeld sind Daten überall in Echtzeit verfügbar – und verlangen nach enormen Abfrage-, Verarbeitungs- und Speicherkapazitäten. Es ist eine große Herausforderung, diese riesigen Datenvolumen zu analysieren, ihre Muster zu verstehen und in Entscheidungsgrundlagen zu übersetzen.
Die Veränderung ist irreversibel und geht laufend weiter. Die Digitalisierung durchdringt und verändert den Alltag. Angetrieben wird der Wandel durch die laufenden Fortschritte in der Computertechnologie. Die Kosten für Rechenleistung sind im Verlauf der Zeit immer schneller gesunken. Während der jährliche Kostenrückgang zwischen 1945 und 1980 bei 37 Prozent lag, fielen die Kosten während der 1980er- und 1990er-Jahre, laut Yale-Professor Nordhaus, sogar mit durchschnittlich 64 Prozent jährlich. Da Rechenleistung und -kapazität nach wie vor exponentiell wachsen werden, zumindest noch innerhalb des kommenden Jahrzehnts, werden sich auch die Entwicklungen weiter fortsetzen.
Neuer Nutzen – und entsprechende Kosten
Von der digitalen Transformation werden materielle und immaterielle Vorteile erwartet. Wenn man betrachtet, was sich derzeit alles so tut, dann dürfte sich das wohl auch erfüllen. Gleichzeitig bringen die Veränderungen aber auch Kosten und Risiken mit sich, auch unerwartete. Es ist deshalb wichtig, die Chancen und möglichen Herausforderungen der digitalen Transformation für verschiedene Gruppierungen zu verstehen. Insgesamt werden wir alle massiv betroffen sein, und kein Stein wird auf dem anderen bleiben.
Konsumenten. In wirtschaftlicher Hinsicht bringt die digitale Transformation für Kunden mehr Transparenz, weniger Informationsnachteile, größere Auswahl, zusätzliche Produkte und Dienstleistungen, mehr Komfort, neuartige Erfahrungen und niedrigere Preise. Es entstehen aber auch Kosten: Man muss dazulernen, kognitiv oder materiell investieren, wird mit Informationen überschwemmt, riskiert seine Privatsphäre und kann so manches Ergebnis nicht richtig einschätzen.