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MIR: IFTTT ist ein ziemlich junges Unternehmen. In der Tech-Szene kennt man Sie vielleicht als Start-up und weiß, dass Sie Apps und Geräte miteinander vernetzen, aber in Marketingkreisen sind Sie möglicherweise noch unbekannt. Wie würden Sie IFTTT einem Neuling erklären?
Linden Tibbets: Kurz gesagt ist IFTTT eine zuverlässige und neutrale Plattform, über die man unterschiedliche, selbst genutzte Services miteinander verbinden kann. Wir ermöglichen den Services, aufeinander zuzugreifen und so das Erlebnis und die Leistung für den Endkunden zu verbessern.
MIR: Über welche Art von Services sprechen wir? Nur digital zu digital oder auch digital zu physisch oder über alle erdenklichen Arten?
Linden Tibbets: Für uns ist klar, dass in Zukunft alles nur Erdenkliche zu einer digitalen Dienstleistung werden wird. Jede Marke, jede Organisation, jedes Ding. Es wird Ihnen kaum möglich sein, auch nur irgendetwas zu nennen, das in Zukunft weder direkt mit dem Internet verbunden ist noch dort Spuren hinterlässt. Sie nutzen Dinge wie Domino’s Pizza, einen Toyota Prius, Gmail oder eine vernetzte Ring-Türklingel, und jeder dieser Services besitzt Daten über Sie und weiß, wer Sie sind und was Sie wünschen. Jeder Service ist jedoch eine eigene, isolierte Insel. Domino’s kann Pizza liefern, Gmail kann jeder im Adressbuch erfassten Person eine Mail schicken. Aber je mehr Services uns umgeben, desto wichtiger wird es, dass diese Services zusammenarbeiten, weil dadurch mehr Wert entsteht.
MIR: Ist IFTTT eine Dienstleistung oder eine Plattform?
Linden Tibbets: Beides! Wir sind eine Plattform für Services. Alles, was man in Zukunft nutzen könnte – vom Mobiltelefon über Kabelfernsehen, Netflix, Internet, Domino’s Pizza, eine Ring-Türklingel, das Auto, Honeywell, die Krankenversicherung bis zur Kreditkarte – wird zu einer Dienstleistung werden. Der Wert jedes einzelnen Services wird immer mehr durch die Interaktion mit anderen Services bestimmt, und wir betrachten uns als Ort, als Plattform, die diese Interaktionen möglich macht. Wir bringen Endkunden und Serviceanbieter an einen Tisch, und beide Seiten können mitreden.
MIR: Für Konsumenten entsteht also ein Mehrwert, wenn unterschiedliche Services zusammengeschaltet werden? Welchen Nutzen bringt IFTTT den teilnehmenden Serviceanbietern?
Linden Tibbets: Für die Unternehmen ist das Nutzenversprechen etwas anders gelagert. Sogar für die weltgrößten Player – Amazon, Apple, Google – wird es immer schwieriger, robuste Entwickler-Ökosysteme rund um ihre eigenen Anwendungsprogrammierungs-Schnittstellen (APIs) zu bauen. Die notwendigen Integrationsarbeiten fordern viel Entwicklungszeit, und IFTTT liefert eine neutrale Plattform für die Verbindung unterschiedlicher Services. Unternehmen, die mit uns zusammenarbeiten, können die eigenen APIs sehr schnell in ein stabiles und aktives Entwickler-Ökosystem integrieren, das die Nutzung fördert und den Konsumenten die Möglichkeit gibt, ihre Services auf neue und interessante Art zu entdecken. Mit der Zeit können wir durch unser Angebot neue Einnahmequellen erschließen, entweder direkt bei den Nutzern oder weil APIs mit anderen Unternehmen verbunden werden, die für einzelne Verbindungen zu zahlen bereit sind.
MIR: Das klingt ziemlich ambitioniert. Ist IFTTT das einzige Unternehmen, das so etwas anbietet?
Linden Tibbets: Klingt komisch, aber ich denke, dass wir tatsächlich eines von ganz wenigen Unternehmen sind, das diese Chance sieht. Integration ist generell ein massives Problem, und allein die Menge an spezialisierten Services mit Integrationsbedarf verspricht viel Geschäft. Bisher wurden Services nicht für die Zusammenarbeit mit anderen konzipiert, und da alles über kurz oder lang zu einem Online-Service werden wird, haben wir hier ein echtes Problem. Sogar innerhalb großer Firmen gibt es einen Mikrokosmos von Hunderten oder gar Tausenden einzelner Services, die zusammenarbeiten müssen, damit alles läuft. Es gibt andere Start-ups, die ähnliche Chancen wie wir vor allem im innerorganisatorischen Bereich sehen, beispielsweise in der Marketing-Automatisierung oder in der Anwendungsvereinfachung für Nicht-Techniker.