Forschung
Maybe Compensations
Um den Klimawandel zu verlangsamen, sollten sowohl Unternehmensaktivitäten als auch individuelle Konsumentscheidungen auf Netto-Null-Emissionen abzielen. Alle Ansätze in Richtung Netto-Null-Emissionen beruhen auf den drei Säulen Vermeiden, Verringern und Kompensieren. Während diese Reihenfolge sicherlich die Prioritäten widerspiegeln sollte, erfordern Vermeiden und Verringern (die oft unter dem Begriff "Insetting" zusammengefasst werden) oft grundlegende Änderungen der Geschäftsaktivitäten und Konsumgewohnheiten. Im Gegensatz dazu wird Kompensieren (oft auch als "Offsetting" bezeichnet) durch die Finanzierung von Umweltprojekten umgesetzt. So könnte beispielsweise ein Logistikunternehmen die durch seine Fahrzeuge verursachten CO2-Emissionen einfach durch das Pflanzen von Bäumen oder den Bau von Biogasanlagen kompensieren, die die CO2-Emissionen an anderer Stelle verringern.
Das Pflanzen von Bäumen oder der Bau von Biogasanlagen hat jedoch stets seinen Preis. Das heißt, dass die Kompensation der mit einer Tätigkeit, einem Produkt oder einer Dienstleistung verbundenen Kohlenstoffemissionen unweigerlich die Kosten erhöht. Einige Verbraucher werden jedoch nicht bereit oder in der Lage sein, einen entsprechenden Preisaufschlag zu zahlen. Die Herausforderung besteht daher darin, die Kosten für die Verbraucher zu senken, ohne die Last einfach auf die Unternehmen abzuwälzen. Frühere Forschungen über "Maybe Favors" (Zürn et al., 2021) könnten einen Weg aufzeigen, diese Herausforderung zu meistern.
Maybe Favors sind gute Taten, die vielleicht gar nicht ausgeführt werden müssen. Zum Beispiel, wenn eine Kollegin Sie bittet, an ihrer Stelle an einem Meeting teilzunehmen - aber nur, wenn sie selbst nicht kommen kann. Bestehende Erkenntnisse zeigen, dass durch "Maybe Favors" mehr gute Taten vollbracht werden, selbst wenn man berücksichtigt, dass einige "Maybe Favors" eben nie ausgeführt werden. Die Ankündigung, 5 % der bestätigten Spenden zufällig zu stornieren, erhöhte beispielsweise die Spendensumme um durchschnittlich 18 % (unter Berücksichtung des bewussten Verzichts auf 5 % der Spenden!).
In diesem Forschungsprojekt wenden wir die Idee des Maybe Favor auf den Bereich der CO2-Kompensationen an. Wir gehen davon aus, dass die Senkung des (erwarteten) Preises durch zufälligen Verzicht auf einige Kompensationen insgesamt zu mehr Kompensationen führen wird und zum Ziel der Klimaneutralität beitragen wird.
Quick Facts
- Klimaneutralität kann durch Vermeidung, Verringerung und Kompensation von Emissionen erreicht werden
- Hohe Kosten für Kompensationen verringern die Bereitschaft der Verbraucher zu kompensieren
- Wir testen einen neuen Ansatz, um die Kompensationskosten für die Verbraucher zu senken, ohne Unternehmen zu belasten
Weiterführende Literatur
- Zürn, M. K., Gerten, J., & Topolinski, S. (2021). Maybe favors: How to get more good deeds done. Journal of Experimental Psychology: Applied, 27(3), 503.
- Thaler, R. H., & Sunstein, C. R. (2021). Nudge: The final edition. Yale University Press.
- Berger, S., Kilchenmann, A., Lenz, O., Ockenfels, A., Schlöder, F., & Wyss, A. M. (2022). Large but diminishing effects of climate action nudges under rising costs. Nature Human Behaviour, 6(10), 1381-1385.
Projektteam
- Dr. Michael K. Zürn, Senior Researcher, NIM, michael.zuern@nim.org
- Holger Dietrich, Senior Researcher, NIM, holger.dietrich@nim.org
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