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Chinesische Shopping-Plattformen: Mehrheit unterstützt Zölle und Abgaben
Chinesische Shopping-Plattformen wie Temu und Shein gewinnen in Europa rasant Marktanteile – und sorgen für kontroverse Diskussionen. Als Reaktion hat die EU zuletzt die Importkosten durch eine neue Abgabe erhöht, auch Zölle werden diskutiert. Eine repräsentative Befragung des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) in Deutschland und Österreich zeigt: Die Mehrheit unterstützt die geplanten Zölle und Abgaben.
Für die repräsentative Studie wurden Ende November etwa 1000 Personen in Deutschland und Österreich über Nutzung und Akzeptanz chinesischer Onlineshops befragt. Dabei zeigt sich, dass Temu, Shein und Co. in Deutschland aktuell eine größere Kundschaft anziehen als in Österreich. So hat in Deutschland jeder Zweite schon einmal etwas bei einer solchen Plattform gekauft, jeder Dritte sogar schon mehrfach. In Österreich liegt der Anteil der Personen, die schon bei Temu etc. gekauft haben bei 44 Prozent, der Anteil der Mehrfachkäufer bei 28 Prozent. Gleichzeitig geben in Deutschland 37 Prozent der Befragten zu Protokoll, kein Interesse an den Plattformen zu haben, in Österreich meint das sogar jeder Zweite. Dabei spielen Alter und Einkommen der Befragten kaum eine Rolle, die Kundschaft von Temu und Co. ist also so vielfältig wie die Gesellschaft.
„Unter Verbraucherinnen und Verbrauchern polarisieren die chinesischen Onlineshops stark. Was ihr Potenzial gemessen am Kundenanteil angeht, scheinen die fernöstlichen Händler aber aktuell an eine Grenze zu stoßen“, meint Dr. Katharina Gangl, Direktorin Studien am Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM).
Ein Erfolgsrezept der fernöstlichen Shops: Sie setzen neben günstigen Preisen auf Games, Gewinnspiele und Glücksrad-Rabatte, um Shopper lange in der App zu halten und zu Käufen anzuregen. Der Vorwurf, wonach die Shops dadurch zum Kauf unnötiger Produkte animieren, wird durch die Studie bekräftigt. Ca. 30 Prozent der Kundschaft gibt an, Fehlkäufe getätigt zu haben, wobei vor allem Shopper in Deutschland dort häufig mehr Geld ausgeben als geplant. In beiden Ländern sind es insbesondere Jüngere und Menschen mit niedrigem Einkommen, die in diese Falle tappen.
„Umso wichtiger ist es, in diesen Bevölkerungsgruppen über die manipulativen Mechanismen aufzuklären und für besseren Schutz zu sorgen“, findet Wirtschaftspsychologin Dr. Gangl, die auch Maßnahmen nennt, die Individuen ergreifen können: „Vorher genau überlegen, was man will, gerne auch auf einem Einkaufszettel festhalten, und konsequent auch nichts anderes kaufen. Wenn während des Shoppings Ideen für weitere Einkäufe entstehen, kann man diese aufschreiben und später in Ruhe und ohne Zeitdruck entscheiden, ob man das wirklich braucht oder nicht.“
Die polarisierte Haltung gegenüber Temu, Shein und Co. zeigt sich auch in der Meinung zu aktuellen Regulierungsmaßnahmen. So befürworten in Deutschland gut 30 Prozent der Befragten ein Verbot der Plattformen, während 40 Prozent einen solchen Eingriff ablehnen. In Österreich ist das Pro-Verbots-Lager mit 37 Prozent knapp in der Mehrheit. Befürwortet wird ein Verbot vor allem von Personen, die noch nie auf solchen Plattformen gekauft haben, während die Plattform-Kundschaft ein Verbot ablehnt. Mit mehr Kontrollen, aber auch mit zusätzlichen Zöllen oder Abgaben und damit höheren Preisen – Maßnahmen, die derzeit in der EU diskutiert werden – könnte eine Mehrheit (Deutschland: 43 Prozent, Österreich: 55 Prozent) dagegen gut leben. Gangl: „Europa sollte diesen Weg gehen und zusätzlich gegen manipulative Webdesigns vorgehen.“
Über das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e. V.
Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) ist eine Non-Profit-Organisation. Es untersucht an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis, wie sich Konsumentscheidungen durch neue Technologien oder gesellschaftliche Trends oder die Anwendung von Behavioral Science verändern und welche mikro- und makroökonomischen Auswirkungen das für den Markt und die Gesellschaft hat. Ein besseres Verständnis von Konsumentscheidungen und ihren Auswirkungen hilft Gesellschaft, Unternehmen, Politik und Konsumenten, bessere Entscheidungen im Sinne der sozial-ökologischen Marktwirtschaft und des „Wohlstands für Alle“ zu treffen.
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