
Was brauchen wir für einen gelungenen Urlaub? Zeit, nette Leute, ein Ziel mit Sonnengarantie? Dem würden viele Menschen zustimmen, doch fehlt ein Aspekt, der für viele Reisende offenbar mittlerweile unverzichtbar geworden ist. Immer mehr Menschen greifen noch vor dem passenden Koffer und den richtigen Utensilien für ihre Reise auf das Internet zurück. Online-Buchungen liegen im Trend: Und so beginnt für immer mehr Urlauber die schönste Zeit des Jahres nicht am Check-In-Schalter oder hinter der Grenze, sondern im World Wide Web.
Insgesamt machten sich die Deutschen im vergangenen Jahr mehr als 132 Millionen Mal und damit häufiger als im Vorjahr auf den Weg in die Ferien. In den meisten Fällen, nämlich 96 Millionen Mal, wurde dabei nichts dem Zufall überlassen und Reisemittel, Unterkunft oder beides schon im Vorfeld gebucht. Allerdings wuchs der Anteil der Buchungen, für die sich die Verbraucher ad hoc entschieden, seit 2007 von 23 auf 27 Prozent. Infolge der wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren stieg die Zahl der sogenannten „Sofatouristen“, die kostenlose Übernachtungen bei Freunden und Bekannten einem Urlaub gegen Bezahlung vorziehen, sich aber abgesehen davon oftmals wie „normale“ Touristen verhalten.
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Deutlicher fällt das Plus mit Blick auf die Buchungsart aus: In den letzten beiden Jahren ist der Anteil der Online-Buchungen um 6 Prozentpunkte gestiegen. Klickten sich die Verbraucher 2009 bei 27 Prozent der gebuchten Reisen erst einmal durchs Netz, wurden 2011 schon 33 Prozent der Reisen ganz oder teilweise online gebucht. Dies zeigen Ergebnisse des GfK TravelScope.
Auch wenn das World Wide Web längst nicht mehr nur von jüngeren Menschen genutzt wird, gelten diese traditionell als besonders internetaffin. Das zeigt sich auch – noch – beim Thema Urlaubsbuchung: Jüngere Verbraucher haben hier im Netz weiterhin die Nase vorn und nutzen besonders häufig Online-Reiseportale. 40 Prozent der online gebuchten Reisen gehen auf das Konto von jungen Erwachsenen bis 34 Jahre. Je älter die Verbraucher, desto eher zieht es die Menschen ins Reisebüro: So fällt der Anteil der Online-Buchungen bei vorab gebuchten Reisen bei den 50- bis 64-Jährigen auf 21 Prozent und sinkt mit höherem Alter auf 9 Prozent. Doch die Generation „Silver Surfer“ holt auf: Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich der Anteil der Online-Buchungsakte in der Altersgruppe der Über-65-Jährigen mehr als verdoppelt. Damit liegt das Surfen vor dem Urlaub bei allen Altersgruppen im Trend.
Neben dem Alter scheinen auch das Einkommen und die Haushaltsgröße eine Rolle bei der Wahl des geeigneten Mediums für die Urlaubsbuchung zu spielen. Online-Buchungen sind eher bei Haushalten mit höherem Einkommen gefragt. So tragen Haushalte von einem Netto-Einkommen von mehr als 2.250 Euro mehr als zwei Drittel (69 Prozent) zu den Online-Reisebuchungen bei. Haushalte mit knapperem (Urlaubs-) Budget liefern dagegen nur einen Anteil von 30 Prozent.
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Ob ein Urlaub im Internet oder persönlich gebucht wird, hängt also von verschiedenen Faktoren ab. Bei kurzen Reisen mit einer Dauer von zwei bis vier Tagen sparen sich die Verbraucher offenbar immer häufiger die persönliche Beratung im Reisebüro. So entfallen von allen online gebuchten Reisen 62 Prozent auf kürzere Ausflüge und 38 Prozent auf längere Reisen. Beim Blick auf alle Buchungen dagegen beträgt der Anteil der längeren Aufenthalte immerhin noch 42 Prozent. Die Schnelligkeit des Internets ist also offenbar gerade dann gefragt, wenn es um die kürzere Erholungspause geht. Dies zeigt auch der Blick auf die verschiedenen Urlaubsaktivitäten: Kulturtrips oder Besichtigungstouren, die in der Regel nicht von längerer Dauer sein dürften, tragen mit 32 Prozent zum Online-Volumen bei. Aber auch Badeurlaube, deren Planung weniger beratungsintensiv ist und die von Jüngeren bevorzugt werden, kommen immerhin auf einen Online-Anteil von 28 Prozent.
Neben der Reisedauer entscheidet auch der Buchungszeitpunkt darüber, ob Reisewillige ihren Urlaub online organisieren oder die persönliche Beratung im Reisebüro in Anspruch nehmen. Je kurzfristiger ein Urlaub geplant wird, desto eher verzichten die Verbraucher auf den Gang ins Reisebüro und greifen stattdessen auf die Angebote von Online-Reiseportalen zurück. Das zeigt ein Blick auf die Umsätze: Bei den Online-Reiseportalen liegt der Umsatzanteil von Reisen, die bis zu vier Wochen vor dem Start gebucht werden, bei 30 Prozent, der Umsatzanteil im Reisebüro dagegen nur bei der Hälfte. Je aufwändiger die geplante Reise ist, desto mehr Zeit nehmen sich die Deutschen zum Überlegen und Planen, und die Wahrscheinlichkeit des Ganges ins Reisebüro steigt. Dies zeigt sich bei Urlauben, die mehr als drei Monate vor Reisebeginn gebucht werden, bei denen sich schließlich das Verhältnis zugunsten der Reisebüros umkehrt.
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Im vergangenen Jahr gaben die Deutschen insgesamt rund zwölf Milliarden Euro für online gebuchte Reisen aus. Das sind rund acht Prozent mehr als im Vorjahr. Seit 2007 ist der Umsatz der Online-Reiseportale sogar um mehr als 50 Prozent gewachsen. Vergleicht man dagegen nur den aktuellen Buchungsstand im Januar 2012 mit Januar 2011, so können sich Reisebüros insgesamt über ein leicht größeres Umsatz-Plus freuen als Online-Portale. Diese Zuwächse spiegeln sich auch in den aktuellen Buchungszahlen von GfK Travel Insights wieder, die die Buchungseingänge von 1.200 Reisebüros und mehr als 30 Internetportalen erfassen. So legten die Reisebüro-Umsätze um 11, die Online-Umsätze dagegen um zehn Prozent gegenüber Januar 2011 zu. Die momentane Stärke der Reisebüros hängt jedoch damit zusammen, dass der Januar traditionell der Buchungsmonat ist, in dem vor allem Familien ihren Jahresurlaub buchen und sich dafür gerne persönlich beraten lassen. Langfristig gesehen verzeichnen dagegen die Online-Portale das größere Plus.
Betrachtet man die beliebtesten Reiseziele der Deutschen, so sind es Spanien und die Türkei, die aktuell an der Spitze im Ranking liegen. Sowohl in Reisebüros als auch online verzeichnen beide Länder deutliche Zuwächse. Auf dem dritten Platz folgt Ägypten, das sich auf der diesjährigen ITB, der weltgrößten Messe der Reiseindustrie, als Partnerland präsentiert. Angesichts der Umwälzungen, die Nordafrika im Zuge des „Arabischen Frühlings“ im Jahr 2011 erlebte, und den damit verbundenen Umsatzeinbrüchen in der Reisebranche, hoffen Länder wie Ägypten auf ein Tourismus-Comeback in diesem Jahr. Der Werbeeffekt derITB könnte 2012 weitere Besucher ins Land locken. Schon heute ist Ägypten gerade bei Internet-Buchern wieder beliebter und konnte im Januar 2012 ein Umsatzwachstum von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verbuchen. Im Reisebüro dagegen sank der Buchungsstand im gleichen Zeitraum um 21 Prozent, so dass nach den sinkenden Umsätzen im letzten Jahr noch Wachstumspotenzial besteht.
Die USA (Rang 4 – offline), vor allem die Malediven (Rang 6 – offline) und auch die Dominikanische Republik (Rang 10 – offline) gehören zu den Umsatzgewinnern auf beiden Kanälen. Sowohl im Reisebüro als auch in Internet-Portalen erfreuen sich diese Destinationen wachsender Beliebtheit. Umgekehrt verlor Griechenland sowohl online als auch offline – eine Ursache dafür ist sicher in der Euro-Krise zu suchen, die für Unruhen und Demonstrationen im Land gesorgt hat. Immerhin hält sich das Land im Januar unter den Top10 der Destinationen im Umsatzranking.
Nicht nur in der Ferne, sondern auch in bekannten Gefilden lässt es sich gut urlauben. Die eigene Heimat, ohnehin schon das beliebteste Reiseziel der Deutschen, landet beim momentanen Buchungsstand in Reisebüros auf dem 5. Rang und unter den Online-Reiseportalen auf Platz 6 in der Top-10-Liste der Urlaubsziele für das aktuelle Jahr. Allerdings büßte Deutschland als Reiseziel im Reisebüro vier Prozent Umsatz ein, konnte aber seine Beliebtheit zumindest bei internetaffinen Menschen steigern.
Lang oder kurz, nah oder fern – diese Kriterien entscheiden, wie der Start in die schönste Zeit des Jahres aussieht. Doch egal, ob einem der Reiseexperte oder das World Wide Web den Weg zum Traumstrand oder in die Berge weist: Hauptsache, es heißt auch in diesem Jahr: Wir sind dann mal weg.
Datenquellen: GfK Panel Services (GfK TravelScope, März 2012)
Rückfragen bitte an Roland Gassner, GfK SE
GfK Retail and Technology (GfK Travel Insights, Februar 2012)
Rückfragen bitte an Dörte Nordbeck, GfK SE
Für Fragen zu Compact: Claudia Gaspar (E-Mail bitte an hello@nim.org).
März 2012