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Studie: Reparieren oder neu kaufen? Eine Untersuchung über die Haltung zur Reparierbarkeit von Elektrogeräten in 7 Ländern (NIMpulse 11)
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2025-07-15

Kategorie
Pressemitteilung
Ort
Nürnberg
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Reparaturkultur: Deutschland hinkt im internationalen Vergleich hinterher

Untersuchung gibt Aufschluss über die Haltung zur Reparierbarkeit von Elektrogeräten

Ende Juni 2025 ist die neue EU-Ökodesign-Verordnung in Kraft getreten. Durch neue Vorgaben für Smartphone-Hersteller soll die Produkthaltbarkeit erhöht und die Reparierbarkeit der Geräte verbessert werden. Eine aktuelle internationale Studie des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) zeigt: Deutschland hat bei der Reparaturkultur deutlichen Nachholbedarf. Dabei wünscht sich eine große Mehrheit der deutschen Verbraucher (78 Prozent), dass Elektrogeräte künftig einfacher zu reparieren sind.

Langlebigere Produkte, Reparieren statt Wegwerfen: Die neue EU-Ökodesign-Verordnung zielt auf mehr Umwelt- und Klimaschutz und weniger Elektroschrott ab und setzt dabei auch auf das Verbraucherverhalten. Im Kern soll dies erreicht werden durch neue Informationen zur Produktlebensdauer und zur Reparierbarkeit von Geräten – ein entsprechendes Label wird Verbrauchern ab sofort beim Produktkauf angezeigt. Seine Wirkung entfaltet das Label vor allem dann, wenn Verbraucher gezielt langlebige und gut reparierbare Geräte nachfragen. Aktuell, das zeigt die neue Studie des NIM, hinkt Deutschland in Sachen Reparaturkultur im internationalen Vergleich noch deutlich hinterher. Während in Italien bereits 61 Prozent der Konsumenten im vergangenen Jahr mindestens ein Elektrogerät reparieren ließen, waren es in Deutschland nur 41 Prozent – der niedrigste Wert unter den sieben untersuchten Ländern.

Warum Reparaturen unterlassen werden
Bei den Gründen, weshalb auf eine Reparatur verzichtet wird, liegen die zu hohen Reparaturkosten mit weitem Abstand vorne – und zwar in allen sieben Ländern. Die Preisgrenze, bis zu der Verbraucher Reparaturen als angemessen betrachten, liegt ganz allgemein in allen untersuchten Ländern bei knapp 20 Prozent des Neuanschaffungspreises. Die am zweithäufigsten genannte Hürde ist der hohe Aufwand für Reparaturen, wobei die Länder hier große Unterschiede aufweisen: In Italien, dem Land mit der höchsten Reparaturquote, berichtet nur jeder zehnte über einen hohen Aufwand. In Deutschland liegt dieser Anteil bei 30 Prozent. Der Wunsch nach einem neueren Modell spielt in allen Ländern eine eher untergeordnete Rolle, ebenso die Unsicherheit über die Qualität der Reparatur oder Wartezeiten.

„Kosten und Aufwand sind zentrale Hürden, die einer breiteren Reparaturkultur in Deutschland entgegenstehen“, meint Studienautor Dr. Michael K. Zürn. „Um das Potenzial für Reparaturdienstleistungen auszuschöpfen, müssten wirksame staatliche Maßnahmen hier ansetzen.“

Potenzial für Reparaturmarkt ist vorhanden
Potenzial ist laut NIM-Studie eindeutig vorhanden: So wünscht sich eine große Mehrheit der deutschen Verbraucher (78 Prozent), dass Elektrogeräte künftig einfacher zu reparieren sind. Fast ebenso viele (77 Prozent) meinen, der Staat solle darauf hinwirken, dass mehr repariert wird.

Offen bleibt die Frage, auf welchen Wegen der Staat wirksam auf die Reparaturquote einwirken könnte. Befürworter staatlicher Maßnahmen möchten vor allem Hersteller und Handel stärker in die Pflicht nehmen. Gefordert werden besser verfügbare Ersatzteile, längere Gewährleistungsfristen bei reparierten Geräten und eine Reparaturpflicht für Hersteller oder Händler, sofern eine Reparatur möglich ist. Das Label halten immerhin 33 Prozent der Maßnahmenbefürworter für sinnvoll – auf das Verbraucherverhalten allein möchte sich diese Gruppe aber scheinbar nicht verlassen.

Trotz aller Euphorie rund um ein „Recht auf Reparatur“ ist auch Zurückhaltung angebracht. So sind die Reparaturquoten in Ländern mit Förderprogrammen wie Österreich und Frankreich nicht signifikant höher als in Ländern ohne. Erhöhte Reparaturquoten sind auch nicht auszumachen in Bundesländern wie Berlin, Thüringen und Sachsen, wo staatliche Reparaturboni eingeführt wurden.

Studie und Fragebogen wurden vom Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) konzipiert. Erhoben wurden die Daten über den GfK eBUS® International. Dafür wurden insgesamt 14.000 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren befragt, die die jeweilige Landesbevölkerung repräsentieren. Die Befragung wurde im März 2025 durchgeführt.


Über das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e. V.
Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) ist eine Non-Profit-Organisation. Es untersucht an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis, wie sich Konsumentscheidungen durch neue Technologien oder gesellschaftliche Trends oder die Anwendung von Behavioral Science verändern und welche mikro- und makroökonomischen Auswirkungen das für den Markt und die Gesellschaft hat. Ein besseres Verständnis von Konsumentscheidungen und ihren Auswirkungen hilft Gesellschaft, Unternehmen, Politik und Konsumenten, bessere Entscheidungen im Sinne der sozial-ökologischen Marktwirtschaft und des „Wohlstands für Alle“ zu treffen.

Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen ist Gründer der GfK.
Weitere Informationen unter www.nim.org und LinkedIn.


Bei Fragen und für weitere Informationen zur Presseinformation wenden Sie sich bitte an:

Tobias Biró
Head of Research Communication
Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e. V.
Gründer der GfK
Steinstr. 21 / 90419 Nürnberg
T: +49 911 951519-98 / E: communication@nim.org   

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