Studie
Gangl, K., Buder, F., & Biró, T. (2025). Chinesische Shopping-Plattformen: Mehrheit unterstützt Zölle und Abgaben. Eine repräsentative Ad-Hoc-Befragung in Deutschland und Österreich Ende 2025.
2025
Dr. Fabian Buder,
Tobias Biró
Chinesische Shopping-Plattformen: Mehrheit unterstützt Zölle und Abgaben

Chinesische Shopping-Plattformen gewinnen in Europa Marktanteile. Sie setzen neben günstigen Preisen auf Games, Gewinnspiele und Glücksrad-Rabatte, um Shopper lange in der App zu halten und zu Käufen anzuregen.
Mit ihrem Erfolg wächst die Kritik: Die spielerischen Elemente animierten zum Kauf unnötiger Produkte, die Verarbeitung nicht zugelassener Chemikalien und die Umgehung europäischer Sicherheitsstandards führen zu hohen Risiken für Verbraucher. Die niedrigen Preise beruhen auf unfaire Praktiken, die Wettbewerber in der EU benachteiligt.
Als Reaktion fordern immer mehr europäische Akteure, Maßnahmen gegen Temu, Shein & Co. zu ergreifen. Die Diskussion reicht von schärferen Kontrollen über die Erhebung von Zöllen bis hin zu Verboten.
Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) hat die Menschen in Deutschland und Österreich Ende 2025 zu ihren Erfahrungen mit Temu, Shein & Co befragt. Wer nutzt die Plattformen? Wie hoch ist die Akzeptanz? Und wie stehen die Befragten zu aktuell diskutierten Regulierungsvorschlägen?
Nutzung von Temu, Shein und Co.
Sowohl in Deutschland als auch in Österreich kennt praktisch jeder Temu, Shein, etc.
In Deutschland haben 50 Prozent der Befragten schon einmal etwas bei Temu, Shein, etc. gekauft – 35 Prozent sogar schon mehrfach.
Dagegen geben in Deutschland 37 Prozent an, kein Interesse an Temu, Shein, etc. zu haben.
In Österreich haben 44 Prozent der Befragten schon einmal etwas bei den Plattformen gekauft, 28 Prozent schon mehrfach.
50 Prozent in Österreich geben an, kein Interesse an den Plattformen zu haben.
Einkaufsverhalten bei chinesischen Shopping-Plattformen
Von denjenigen, die schon bei chinesischen Onlineshops gekauft haben, berichten 28 Prozent in Deutschland und 31 Prozent in Österreich über Schuldgefühle beim Kauf.
19 Prozent der Befragten in Österreich und sogar 32 Prozent der Befragten in Deutschland, die dort schon eingekauft haben, geben auf solchen Plattformen häufig mehr Geld aus, als geplant.
Eine Minderheit (27% in Österreich und 31% in Deutschland) hat häufig den Vorsatz, das nächste Mal auf einer anderen Plattform zu shoppen.
Schuldgefühle beim Einkaufen in chinesischen Onlineshops haben in Deutschland vor allem Personen mit hohem Bildungsabschluss (33%).
In Österreich sind Schuldgefühle vergleichsweise weit verbreitet bei Jüngeren (38%) und bei Personen mit höherem Bildungsabschluss.
Vergleichsweise gering ausgeprägt sind Schuldgefühle bei Personen mit geringem Einkommen (D: 22%, Ö: 25%) und bei Personen mit niedrigem Bildungsabschluss (D: 19%, Ö: 28%).
Produkte, die am Ende gar nicht genutzt werden, bestellen bei Temu und Co. vor allem Jüngere (D: 32%, Ö: 35%) und Personen mit niedrigem Einkommen (D: 35%, Ö: 36%).
In Deutschland tätigen auch Personen mit hohem Bildungsabschluss häufiger solche Fehlkäufe.
Insgesamt fällt auf, dass vor allem ältere Personen, die bei chinesischen Onlineshops kaufen, seltener von solchen Fehlkäufen berichten (D: 25%, Ö: 25%).
In Deutschland geben etwas mehr Personen an, ungeplante Spontankäufe auf chinesischen Onlineplattformen zu tätigen, als in Österreich (33% vs. 25%).
Vergleichsweise stark zu ungeplanten Spontankäufen neigen in beiden Ländern Jüngere (D: 40%, Ö: 32%) und Personen mit niedrigem Einkommen (D: 36%, Ö: 38%).
Unter Personen, die auf solchen Plattformen einkaufen, neigen am wenigsten zu ungeplanten Spontankäufen Ältere (D: 23%, Ö: 21%).
Akzeptanz von Temu, Shein und Co.
Politische Maßnahmen genießen in Österreich im Allgemeinen größere Zustimmung als in Deutschland.
Eine große Mehrheit befürwortet etwa strengere Kontrollen (D: 54%, Ö: 69%) der Plattformen.
Auch Zölle unabhängig vom Wert der Warensendung werden mehrheitlich befürwortet (D: 43%, Ö: 56%).
Während in Österreich mehr Menschen für ein Verbot sind als dagegen, ist es in Deutschland umgekehrt. Insgesamt befürworten aber nur etwas mehr als ein Drittel ein Verbot.
Die Erhebung von Zöllen auf Pakete, die über chinesische Onlineshops erworben wurden, wird sowohl in Deutschland als auch in Österreich vor allem von Älteren (D: 49%, Ö: 69%), von Personen mit hohem Einkommen (D: 52%, Ö: 60%) und von solchen befürwortet, die noch nie bei solchen Plattformen bestellt haben (D: 58%, Ö: 71%).
Weniger Zustimmung genießt die Zollmaßnahme bei Jüngeren, bei Personen mit niedrigem Einkommen und solchen, die schon bei chinesischen Onlineshops gekauft haben.
Ein Verbot chinesischer Plattformen wird vor allem von Personen befürwortet, die nicht zur Kundschaft dieser Shops gehören (D: 42%, Ö: 50%).
Umgekehrt genießt ein Verbot am wenigsten Zustimmung bei den Kunden solcher Plattformen (D/Ö: 19%).
In Deutschland können sich noch am ehesten Personen mit hohem Einkommen für ein Verbot erwärmen (35%).
In Österreich sind es ältere Befragte (42%), die einem Verbot positiv gegenüberstehen.
Key Insights
Unter Verbraucherinnen und Verbrauchern polarisieren die chinesischen Onlineshops stark. Unabhängig von Alter und Einkommen kauft etwa die eine Hälfte dort ein, die andere Hälfte lehnt die Plattformen ab. Was ihr Potenzial gemessen am Kundenanteil angeht, scheinen die fernöstlichen Händler damit aktuell an eine Grenze zu stoßen.
Der Vorwurf, wonach die Shops zum Kauf unnötiger Produkte animieren, wird durch unsere Studie bekräftigt. Ca. 30 Prozent der Kundschaft gibt an, Fehlkäufe getätigt zu haben, wobei vor allem Shopper in Deutschland dort häufig mehr Geld ausgeben als geplant. Problematisch ist, dass insbesondere vulnerable Gruppen (Jüngere und Menschen mit wenig Einkommen) in die Falle tappen. Umso wichtiger ist es, in diesen Bevölkerungsgruppen über manipulative Verkaufsmechanismen und Vorkehrungen dagegen aufzuklären, um für besseren Schutz zu sorgen.
Ein Verbot der chinesischen Plattformen ist derzeit unpopulär, gerade bei der treuen Kundschaft. Mit zusätzlichen Zöllen und damit höheren Preisen könnte eine Mehrheit dagegen gut leben.
Autorinnen und Autoren
- PD Dr. Katharina Gangl, Direktorin Studien, NIM, katharina.gangl@nim.org
- Dr. Fabian Buder, Head of Future & Trends Research, NIM, fabian.buder@nim.org
- Tobias Biró, Head of Research Communication, NIM, tobias.biro@nim.org
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