Von der Idee zum Traumevent: Eine Plattform mit Mehrwert für die Veranstaltungsbranche
Die Planung einer privaten Feier oder eines Firmenevents ist keine leichte Aufgabe. Wo ist die beste Location? Wem soll man die Planung anvertrauen? Wer kann ein Motto am treffendsten umsetzen oder das gewünschte Ambiente kreieren? Egal, ob man nur nach Ideen sucht oder das perfekte Team für einen Event zusammenstellen will – PartySlate ist eine wahre Fundgrube. Aber nicht nur Konsumenten profitieren. Eventprofis und Locations können sich und ihre Leistungen denjenigen präsentieren, die Events planen. Oft haben diese Unternehmen wenig Zeit für digitales Marketing oder es fehlt ihnen an Expertise. Die Organisation der eigenen Fotodatenbank ist oft wenig professionell und unübersichtlich. PartySlate hilft den Eventdienstleistern, die eigene Marke zu stärken und ihr Geschäft durch einfach zu aktualisierende Profilseiten auszubauen. In diesem Interview erzählt Julie von den Anfängen ihrer Plattform, wie sie durch die Pandemie gekommen ist und was KI leisten kann, damit beide Seiten des Marktes noch mehr profitieren.
Andrei: Der Besuch Ihrer Website ist ein wahrer Genuss. Bilder von wunderbaren Orten, glücklichen Menschen und fantastischem Essen. Wow! Könnten Sie zu Beginn erklären, was PartySlate bietet und für wen es gedacht ist?
Julie: PartySlate ist eine Plattform, die es Eventprofis leicht macht, ihre Marke aufzubauen, ihre digitale Präsenz zu professionalisieren und mehr Aufträge zu bekommen. Die Eventindustrie in den USA ist sehr fragmentiert und es gibt etwa 300.000 lokale Unternehmen, die kaum Zeit für digitales Marketing finden. Unsere Plattform hilft diesen Unternehmen, solide Profilseiten zu erstellen und ihr professionelles Fotoportfolio zu Großveranstaltungen perfekt zu präsentieren.
Bobby: Warum haben Sie PartySlate gegründet? Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Julie: Ich habe Events schon immer geliebt und bereits in der Unterstufe meine erste Rollschuhparty organisiert. Später, als ich in meiner Digitalagentur- und SaaS-Karriere Firmenevents geplant habe, sind mir die Bedeutung und die Einsatzmöglichkeiten von Events richtig klar geworden: für Recruiting oder Fundraising, als Incentive für Verkäufer oder bei Konferenzen mit Kunden. Obwohl ich ein digitaler Mensch war, habe ich immer daran geglaubt, dass Menschen einen ureigenen Wunsch nach Begegnungen haben. Bei der Planung von über 50 Firmenveranstaltungen habe ich im Internet nach Ideen, Inspiration und Locations gesucht, aber wenig Brauchbares gefunden: nur tote Links und veraltete, für mich irrelevante Inhalte. Als ich meine Küche umgeplant habe, bin ich dann auf Houzz gestoßen, eine Website, die Inspiration und Unterstützung beim Bauen oder Renovieren eines Hauses bietet, und habe mich sofort gefragt: Warum gibt es so schöne, gut integrierte Informationen nicht für die Events, die ich plane? Kann ich so etwas nicht selbst auf die Beine stellen?
Andrei: Und einfach so haben Sie beschlossen, Ihren gut bezahlten Job als Top-Managerin in der Digitalwirtschaft an den Nagel zu hängen und eine Plattform für Eventplanung zu gründen?
Julie: Nicht sofort. Erst nachdem ich drei Jahre lang laut geträumt und mit meinem Mann diskutiert hatte, waren wir uns einig, dass ich das einfach tun musste. Ich hatte bereits eine 50-Millionen-Dollar-Digitalagentur geleitet, verfügte über Führungs- und Vertriebserfahrung und kannte mich mit Technologien aus. Die Idee hat mich nicht mehr losgelassen. Schließlich habe ich einen Businessplan erstellt und beschlossen, meinen Job zu kündigen und eine Million Dollar in meinem Bekanntenkreis und bei einem institutionellen Venture-Capital-Investor aufzutreiben.
Bobby: Offensichtlich haben Sie damit einen Nerv getroffen. Was können Sie der Eventplanungsszene bieten, was es vorher nicht gab?
Julie: Die meisten dort tätigen Unternehmen sind keine begnadeten digitalen Marketer mit großem Verbesserungspotenzial. Sie sind zu sehr mit der Planung großer, komplexer Veranstaltungen beschäftigt. Ungefähr 90 % der Eventprofis geben an, dass sie nicht genug Zeit für SEO, Direktmarketing oder die Pflege ihrer Websites haben und dort auch nicht viel investieren. Für sie ist PartySlate eine einfache Möglichkeit, eine Marke aufzubauen, ihre digitale Präsenz zu professionalisieren und besser ins Geschäft zu kommen. Auf der einen Seite haben wir also die Eventprofis, die durch die Plattform ein attraktives Portfolio-Sharing-Tool bekommen und mit Leuten in Kontakt treten können, die ein Eventteam zusammenstellen und/oder auf der Suche nach Locations sind. Und auf der anderen Seite dieses zweiseitigen Marktplatzes haben wir Konsumenten, die Inspiration finden und perfekte Partner für die Planung ihrer Veranstaltungen kontaktieren können.
Andrei: Ist PartySlate dann primär im B2B- oder eher im B2C-Business?
Julie: Wir bieten Business-to-Business-to-Consumer-Lösungen. Auf der Nachfrageseite finden sich Unternehmen, die einen Firmenevent planen, aber auch Menschen wie du und ich, die Hochzeiten, Bar- und Bat-Mizwas, Geburtstage, Babypartys usw. feiern wollen. Sie finden Inspiration und Profis, die sie beauftragen können. Auf der Angebotsseite stehen alle Unternehmen, die mit Events ihr Geld verdienen. Das können Locations, Planer, Caterer, Fotografen, Floristen, Dekoanbieter und andere sein. Auch diese Profis können auf PartySlate nach neuen Partnern suchen. Wenn ich beispielsweise als Eventagentur eine große Weihnachtsfeier plane, könnte ich neue Caterer oder sonstige Dienstleister benötigen. Aber etwa 95 % unserer Besucher sind Leute, die Geld für eine Veranstaltung ausgeben.
Bobby: Konsumenten versprechen Sie primär Inspiration: Sie finden auf PartySlate Ideen, aber auch Profis, die sie beauftragen könnten. Werden die Buchungen dann auch über die Plattform abgewickelt?
Julie: Nein, das tun wir nicht, denn wir haben kein Angebot von der Stange. Oft finden viele Gespräche statt, bevor ein Angebot erstellt werden kann. Denken Sie an ein Hotel, z. B. das Hilton. Der Vertrag, den sie schicken, ist 25 Seiten lang und betrifft Speisen und Getränke, den Umfang des Barbetriebs und oft auch die Buchung von Zimmern, die über jeweils unterschiedliche Software abgewickelt werden. Bevor es zu einem Kostenvoranschlag über 30.000 bis 40.000 Dollar kommt, gibt es mehrere Planungsmeetings, vielleicht sogar Verkostungen. So ein Vertrag ist nicht „Click and Buy“, sondern hochkomplex und wir können bei diesen Vorgängen nichts beitragen. Wer Interesse hat, kann einfach Informationen anfordern und jedes Unternehmen direkt kontaktieren.
Für Unternehmen der Eventbranche ist PartySlate eine einfache Möglichkeit, eine Marke aufzubauen, ihre digitale Präsenz zu professionalisieren und besser ins Geschäft zu kommen.

Andrei: Sie erhalten also keine Provision für erfolgreiche Transaktionen, die über Ihre Plattform vermittelt werden. Wie generieren Sie dann Ihr Einkommen?
Julie: Wir haben eine Art Abo-System, für das wir eine jährliche Gebühr erhalten. Das Listing auf der Plattform ist kostenlos, aber die Anbieter können ein Jahresabonnement für zusätzliche digitale Marketingunterstützung abschließen. Sie werden dann weiter vorne gelistet und erhalten zusätzlichen Kundensupport sowie erweiterte Profilfunktionen, die zu mehr Conversions führen. Es gibt verschiedene AboVarianten mit unterschiedlichen Leistungen und Preisen. Bei den Premiumabos gibt es sogar maßgeschneiderte Datenanalysen, bei denen man genau sehen kann, wie viele Personen die Profilseiten besucht haben und wie viele Anfragen, Abschlüsse und Bewertungen generiert wurden.
Bobby: Haben Sie Pläne, Ihr Angebot auf der Plattform auszubauen?
Julie: Ja, wir wollen unseren Marktplatz erweitern und SaaSLösungen anbieten, die der gesamten Branche ihr digitales Asset Management erleichtert. Für dieses Angebot nutzen wir KI-basierte, automatische Bilderkennung, die sich in den letzten sechs Monaten enorm verbessert hat. Diese Lösung wird unseren Kunden dabei helfen, ihre eigenen Inhalte besser zu organisieren und zu nutzen. Sie können damit ihre eigenen 100.000 Fotos effizient durchsuchen und das perfekte Foto für ein Angebot, für Instagram oder andere Marketingkanäle finden.
Andrei: Das betrifft also die Phase vor dem Abschluss, z. B. Angebotslegung. Können Sie uns ein Beispiel geben, wie das funktioniert?
Julie: Wenn Sie z. B. nach Hochzeiten in weißen Zelten suchen, können Sie mit unserer KI-gestützten Bilderkennung Tausende solcher Fotos durchstöbern und das perfekte Bild finden. Als Konsument können Sie dieses Foto dann als Idee speichern, so wie das mit einem Pinterest-Board funktioniert. Eventprofis können eine hochauflösende Version herunterladen und in nur 30 Sekunden auf Instagram teilen – inklusive Angaben zu Fotografen, Location usw. Normalerweise braucht man dafür mindestens 30 Minuten. Unsere Plattform wird also bald eine SaaS-ähnliche Lösung bieten, die den Nutzern hilft, Zeit zu sparen und effizient auf Instagram und anderen Kanälen aktiv zu sein.
Bobby: Lassen Sie uns zu den Anfängen der Plattform zurückkehren. Wie haben Sie begonnen?
Julie: Zunächst haben wir uns Chicago vorgenommen und uns dann von Stadt zu Stadt vorgearbeitet: LA, New York, Dallas, San Francisco usw. Es war wie eine Reise mit einem leeren Koffer. Ich hatte noch nichts anzubieten, musste Eventplaner aber dazu bringen, mitzumachen. Ich habe sie alle einzeln kontaktiert: Hey, Eventplaner aus Chicago! Wir schreiben gerade einen Artikel über die besten Hochzeitsplaner in Chicago und würden auch Sie gerne vorstellen. Können Sie uns zehn Fotos schicken? Sie wollten in den Artikel und mit den Fotos haben wir dann eine kostenlose Profilseite für sie erstellt. So haben wir weitergemacht, bis unsere SEO-Engine zu funktionieren begann. In den ersten zwei Jahren war es wirklich harte Knochenarbeit. Jetzt, acht Jahre später, haben wir zwei Millionen Fotos und 500.000 Videos auf unserer Seite, und die Branchenprofis können es sich fast nicht leisten, nicht auf unserer Website zu sein. Es ist uns gelungen, eine sehr starke Marke aufzubauen.
Unsere Plattform wird eine SaaS-ähnliche Lösung bieten, die den Nutzern hilft, Zeit zu sparen und effizient auf Instagram und anderen Kanälen aktiv zu sein.
Andrei: Beim bekannten Henne-Ei-Problem, mit dem Plattformen am Anfang immer konfrontiert sind, haben Sie also zuerst die Anbieterseite aufgebaut?
Julie: Ja, es ist unmöglich, jemanden einzuladen, sich die PartySlate-Seite anzuschauen, und dort sind dann nur zwei oder drei Fotos. Was wir von Anfang an bieten konnten und nicht jeder Marktplatz hat, ist ein Wert, der unabhängig vom Netzwerkeffekt entsteht. Allein die Profilseite war schön und nützlich und es gab keinen Haken dabei, zehn Fotos bereitzustellen. Zunächst mussten wir also diese schönen und erstklassigen Einzelprofile erstellen. Erst dann konnten wir sie miteinander verbinden, um die so wichtigen Netzwerkeffekte zu erzielen. Damit können wir nun viel kostengünstiger wachsen.
Bobby: Wie haben Sie Seiten miteinander verbunden, um Netzwerkeffekte zu erzielen?
Sobald Sie ein Ereignis hochgeladen haben, können Sie dort, sagen wir, Ihren Caterer nennen und Sie erscheinen dann auch auf dessen Profilseite. Dort wiederum sehen Sie die Fotografin und können zu ihr rüberklicken und sich ihre Profilseite ansehen. Die Fotografin bekommt also mehr Sichtbarkeit, ohne selbst aktiv zu sein. Wenn ein gelisteter Co-Dienstleister noch kein Profil auf PartySlate hat, kann man ihn hingegen nicht anklicken. Wir schicken ihm aber gleich eine Einladung à la „Sie haben gerade mit diesem Fotografen oder Planer gearbeitet. Wir würden gerne ein kostenloses Profil für Sie einrichten und Ihnen mehr über unsere Plattform erzählen …“. Das ist unser One-to-Many-Netzwerkeffekt.
Andrei:Das ist genial, und was Sie zusätzlich haben, ist eine Art eingebaute Viralität. Eine Buchung führt zur nächsten, und das kann man nutzen, um weitere Dienstleister einzubinden, wie zum Beispiel neue Locations. Die Art der angebotenen Dienstleistungen ist aber doch sehr unterschiedlich. Wie haben Sie es geschafft, eine einheitliche Plattform für die verschiedensten Dienstleister zu erstellen?
Julie: Unsere wichtigsten Kategorien sind Locations, Eventplaner, Caterer, Dekorateure und Musiker. Was alle gemeinsam haben, ist, dass sie professionelle Fotos schätzen. Bei jeder Veranstaltung gibt es Fotografen und Videofilmer. Egal, ob Eventagentur, Location oder Caterer: Alle wollen sich mit professionellen Fotos und Videos gut darstellen und ein perfektes digitales Profil erstellen. Locations haben leicht unterschiedliche Anforderungen, da sie ihre Räumlichkeiten präsentieren möchten. Daher haben wir für diese Kategorie ein leicht modifiziertes Profil erstellt. Aber für alle anderen ist es im Wesentlichen gleich.
Bobby: Unter den wichtigsten Kategorien haben Sie die Fotografen nicht erwähnt. Welche Rolle spielen die?
Julie: Natürlich brauchen wir die Fotografen, und wir sind gerade dabei, ihre Rolle für PartySlate zu überdenken: Ob wir sie nicht eher als Content-Provider betrachten sollten, die das gesamte System fluten, und weniger als Kunden. Vielleicht geben wir ihnen ihre Profile zu einem vergünstigten Preis und verlangen im Gegenzug, dass sie ihre eigene Fotoplattform einbinden und 20 Events pro Jahr hochladen.
Andrei: Gibt es neue Herausforderungen, mit denen Sie derzeit konfrontiert sind?
Julie: Ja, absolut. Aktuell beobachten viele Unternehmen, einschließlich des unseren, etwas besorgt die Entwicklungen im KI-Bereich und bei ChatGPT und mögliche Auswirkungen auf SEO. Wird unser Traffic um 50 % zurückgehen? Ich denke zwar nicht, denn die KI-basierten Dienste bieten andere Arten von Inhalten an, und Google ist massiv daran interessiert, seine Werbeeinnahmen zu schützen. Aber da wir stark auf organischen Traffic setzen, müssen wir uns schon überlegen, wie sich KI auf unsere Suchergebnisse auswirken wird und ob wir mit Rückgängen rechnen müssen. Das könnte noch eine große Herausforderung für uns werden.
Bobby: Zumindest richtet sich Ihr Angebot an eine echte, reale Industrie. Sie müssen sich also keine Sorgen machen, dass KI diese ersetzen wird. Aber natürlich muss man auf all diese zusätzlichen Kanäle vorbereitet sein. Aber Sie nutzen ja die Möglichkeiten von KI auch aktiv?
Julie: Ja, wie schon gesagt, KI-Bilderkennung ist ein großes Thema für uns. Demnächst starten wir mit dem Modul „Search Your Photos“. Damit werden Veranstaltungsprofis, wie das Plaza Hotel in New York, die eigenen Fotos besser nutzen können. Die Fotoverwaltung ist oft ein wunder Punkt, z. B. für große Hotels. Sie haben oft bis zu 200.000 unorganisierte Fotos. Wenn dann ein wichtiger Kunde kommt und man zeigen will, wie die Räumlichkeiten bereits genutzt wurden, wird es kompliziert. Unser neues Tool ermöglicht es ihnen, ihre Fotos viel effizienter zu durchsuchen, zu verwalten und zu teilen. Die KI-Bilderkennung ist inzwischen so gut, dass sie sogar spezifische Stuhlmarken wie Chiavari erkennen kann. Das macht die Suche viel effizienter.
Bobby: Das ist großartig, Julie. Sie haben wirklich viel erreicht. Haben Sie einen Rat für Unternehmer, die ein eigenes Plattformunternehmen gründen möchten?
Julie: Das Problem, das man lösen will, sollte zur Obsession werden. Man muss damit rechnen, immer wieder auf nicht vorhersehbare Schwierigkeiten zu stoßen, wie z. B. eine zweijährige Pandemie, die die ganze Branche lahmlegt. Ohne echte Leidenschaft für das Problem, das man lösen möchte, wird es einfach zu viele Hindernisse geben, die einen aus der Bahn werfen können. Wenn man nicht brennt für das, was man tut, und nicht das Gefühl hat, dass einen nichts und niemand stoppen kann, dann würde ich empfehlen, erst Erfahrungen in einer ähnlichen Branche oder bei anderen Start-ups zu sammeln. Je mehr Erfahrung man hat, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Meiner Meinung nach sollte man nichts überstürzen und lieber so lange warten, bis man es ohne die Arbeit an seiner Idee nicht mehr aushält, und dann erst losziehen, um die Welt zu verändern.
Andrei: Wow, das ist wirklich ein wertvoller Ratschlag und ein großartiges Schlusswort. Vielen Dank für die Einblicke in die PartySlate-Plattform, die Sie auf sehr beeindruckende Art aufgebaut haben. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Einführung Ihrer SaaS-Lösung und der weiteren Expansion in neue Bereiche.